Im Reich des Wolfes by David Gemmell

Im Reich des Wolfes by David Gemmell

Autor:David Gemmell [Gemmell, David]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2010-10-18T22:00:00+00:00


11.

Jahunda legte einen Pfeil auf die Sehne und wartete darauf, daß der Reiter zwischen den Bäumen hervorkam. Seine Finger waren kalt, doch sein Blut war von der Jagd erhitzt. Der Drenai hatte seinen Weg mit Bedacht gewählt, die breiten, viel benutzten Pfade gemieden und sich an die schmalen Wildpfade gehalten. Doch Jahunda hatte ihn trotzdem entdeckt, denn der Sathuli-Herrscher hatte ihm befohlen, vom Chasica-Gipfel den Süden zu beobachten, und niemand konnte das Land der Sathuli von der sentranischen Ebene her betreten, ohne daß man ihn von Chasica aus sehen konnte. Es war eine große Ehre, wenn man solches Vertrauen genoß - vor allem, wenn man ein Vierzehnjähriger war, der noch keine Bluttaten geleistet hatte. Aber der Sathuli-Herrscher weiß, daß ich ein großer Krieger und Jäger werde, dachte Jahunda. Und er hat mich für diese Aufgabe erwählt.

Jahunda hatte Rauchzeichen gegeben; dann war er den Berg hinabgeklettert und hatte sich vorsichtig zum ersten Hinterhalt geschlichen. Doch der Drenai war nach rechts abgebogen und hielt auf den Hochpaß zu. Jahunda schulterte seinen Bogen und rannte zum zweiten Hinterhalt, der den Wildpfad überblickte.

Der Drenai mußte hier auftauchen. Er wählte mit Sorgfalt einen Pfeil und hoffte, daß er ihn töten konnte, ehe die anderen kamen. Dann würde das Pferd rechtmäßig ihm gehören, und es sah aus wie ein gutes Tier. Er schloß die Augen und lauschte auf das leise Tappen von Pferdehufen im Schnee. Schweiß rann unter seinen weißen Burnus hervor, und Angst dörrte ihm die Kehle aus. Der Drenai war kein Kaufmann. Dieser hier war ein vorsichtiger Mann, der wußte, wo er war und in welcher Gefahr er sich befand. Daß er überhaupt hier war, sprach für seine Tapferkeit und sein Selbstvertrauen. Jahunda lag viel daran, daß der erste Pfeil tödlich traf.

Aus den schneebeladenen Bäumen drang kein Laut, und Jahunda riskierte einen Blick um den Felsen herum.

Nichts.

Aber der Mann mußte in der Nähe sein. Es gab keinen anderen Weg. Jahunda arbeitete sich zentimeterweise nach links und beugte sich vor. Immer noch nichts. Vielleicht war der Reiter umgekehrt. Vielleicht hätte er auch beim ersten Hinterhalt warten sollen.

Unschlüssigkeit lähmte ihn. Der Drenai erleichterte sich vielleicht gerade an einem Baum, beruhigte er sich. Laß ihm Zeit! Aber das Pferd war großartig! Er könnte es verkaufen und Shora einen Seidenschal kaufen und einen dieser Armreifen mit den blauen Steinen, die Zaris zu lächerlich hohen Preisen verkaufte. Oh, wie Shora ihn lieben würde, wenn er mit solchen Geschenken zum Haus ihres Vaters käme. Dann wäre er ein anerkannter Krieger, ein Jäger, ein Mann, der das Land verteidigt hatte. Dann würde es kaum eine Rolle mehr spielen, daß ihm noch kein Bart wuchs.

Er hörte gedämpftes Hufklappern und schluckte schwer. Warte! Hab Geduld. Er spannte die Sehne und warf einen Blick zur Sonne. Sie würde von oben rechts den Schatten des Reiters werfen, und von seinem Versteck hinter dem Felsen konnte Jahunda seinen Angriff genau planen. Er leckte sich die Lippen und hielt Ausschau nach dem Schatten des Pferdes. Als er neben dem Felsen auftauchte, trat er mit erhobenem Bogen hervor.

Der Sattel war leer.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.